Geschichten über die Menschen aus Bremen Obervieland und umzu
(14.05.2020) Immer mal wieder komme ich mit Menschen ins Gespräch, deren Schicksal mich interessiert - und von dem glaube, dass es auch Andere interessieren könnte. Da ist zum Beispiel Jutta Dreyer aus Kattenturm, die ich im April 2020 kennengelernt habe, als ich in meiner Mittagspause für dieses Stadtteilportal in Obervieland fotografierte. Sie hat eine Rettungsinsel für Tiere ins Leben gerufen.
An Andy Müller, die coole Socke, der irgendwann im Herbst 2018 mit seinem Rollstuhl in mein Versicherungsbüro rollte und mit dem ich über seine Krankheit, Multiple Sklerose, ins Gespräch
kam, erinnere ich mich besonders gern. Andy war sofort bereit, mir seine Geschichte zu erzählen.
Als ich meine Versicherungsagentur im Sommer 2017 an der Alfred-Faust-Straße in Kattenturm einrichtete, parkte ich kurz in der Einfahrt zu den Hinterhofparkplätzen des Gebäudekomplexes der
Passage Kattenturm. Da radelte Thomas Kothe, damals der hier zuständige Kontaktpolizist vorbei. Er stieg extra von seinem Fahrrad, um mir einen Vortrag darüber zu halten, was mir einfiele, mein
Auto hier vor meiner Agentur zu parken. Die gleiche Szene wiederholte sich in den Folgejahren noch mehrere Male - allerdings nicht mit meinem Wagen, sondern mit den Autos anderer Anwohner.
Thomas Kothe war sofort bereit, mir ein paar Fragen zu seiner 40-jährigen Dienstzeit als Polizist zu beantworten. 20 Jahre davon hat er in Kattenturm "gedient". Kaum jemand kennt den Ortsteil und die Menschen hier besser als er. Die bösen Buben hat er immer mit Respekt behandelt. Jetzt als Pensionär ist sein Terminkalender voller als zu Dienstzeiten. So kam unser Gesprächstermin sechs Wochen nach Dienstende zustande.
"Ich weiß das jetzt gar nicht mehr genau, duzen wir uns eigentlich schon?" war seine erste Frage, als er mich auf einen Kaffee in meinem Versicherungsbüro besuchte. Wir hatten uns zu einem Interview verabredet. Im Gepäck hatte er auch ein Foto in voller Dienstuniform, das ich veröffentlichen durfte. In unserem Gespräch beichtete ich ihm, dass ich ihn letztes Jahr einmal heimlich fotografiert habe, als er gerade mal wieder eine freundliche Verwarnung für ein parkendes Auto schrieb. Es stand genau dort, wo ich damals auch parkte, als wir uns kennen lernten. Wir lachten beide.
Von Lena Teske habe ich noch nichts erzählt. Denn das macht sie mit ihrem Blog "Das Herz in der Hand" selbst. Ich kenne Lena schon seit vielen Jahren, als ich noch beruflich Veranstaltungen fotografierte. Von ihrem angeborenen Herzfehler wusste ich nichts. Als sie mit ihrem Blog startete, las ich auf Facebook davon. Um ihn bekannter zu machen, veröffentlichte ich einen kurzen Artikel über sie.
Jutta Dreyer und ihre Rettungsinsel für Tiere
Ihre Rettungsinsel für Tiere soll ein Projekt mit Vorbildcharakter sein. Die Kattenturmerin Jutta Dreyer renaturierte eine Verkehrsinsel in ihrer Straße, aktivierte Nachbarn und Interessierte für Spenden und Beteiligungen und bepflanzte die Verkehrsinsel neu.
Während ihrer Arbeiten an der Verkehrsinsel ist Jutta Dreyer mit vielen Spaziergängern und Fahrradfahrern ins Gespräch gekommen. Denen hat sie ihr Vorhaben, Insekten und Vögeln eine Lebensbasis zu schaffen, erläutert. Durch ihre Gespräche sieht sie sich bestätigt: in den letzten Jahren sind Gärten in Mode gekommen, die zwar grün sind und deren Pflanzen sogar Blüten haben, aber Buchs, Kirschlorbeer, Hortensien und all die gefüllten Blüten bringen unseren heimischen Tieren wenig.
Als ich Jutta Dreyer kennen lernte, werkelte sie gerade an ihrer Rettungsinsel.
Andy Müllers Leben mit MS
Andy Müller musste sich erst auf die Veränderungen in seinem Leben einstellen, als er erfuhr, dass er unter Multipler Sklerose leidet. Durch seine Krankheit ist er vollkommen aus seinem Sozialleben gerutscht: Kaputte Beziehung und Freunde, die keine für ihn Zeit hatten.
Vor 10 Jahren kamen die ersten Symptome. Da konnten die Ärzte seine Krankheit noch nicht deuten. "Was kann das sein, das muss die Psyche sein. Ich hab ja keinen Unfall gehabt, ich hatte ja nichts anderes. Daraufhin bin ich gleich zum Psychologen gegangen, da hab ich auch schnell gemerkt, dass der wohl überfordert mit mir war, und dann hat er mich in die Heines-Klinik überwiesen. Ich dachte, da sind Profis, die mir helfen können, und hab denen gesagt: Leute, ich bin selbständig, seht zu, dass ihr mich wieder an den Start kriegt."
Was ihm passiert ist, habe ich im November 2018 aufgeschrieben.
Thomas Kothe ist der Kontaktpolizist außer Dienst
Im März 2020 war Thomas Kothe bei mir. Da war er schon gute sechs Woche Pensionär. Einen schönen Abschied hat er gefeiert mit seinen Kollegen, das war im Januar, aber so ganz raus ist er noch nicht.
Er hat viel gesammelt an Infos, die einem nachfolgenden Kollegen hilfreich für den Einstieg sein könnten. "Ob der die Sachen haben will oder nicht", wusste Thomas Kothe noch nicht, als wir uns im März verabreden.
In meiner Agentur erzählt er aus seiner 20-jährigen Dienstzeit als Kontaktpolizist in Bremen-Kattenturm. Dabei hatte er immer das Ansinnen, den Menschen hier zu dienen. "Auch Straftäter wissen, dass man manchmal etwas Gutes für sie tut. Als Kontaktpolizist hat man auch eine soziale Ader. Das geht sogar soweit, dass wenn ich auf Streife bin und da läuft ein Kind draußen rum, dass wenig an hat, nur ein T-Shirt und es sind Minusgrade, dann gehe ich da natürlich hinterher und frage zur Not die Eltern, wieso sie ihr Kind bei Minustemperaturen draußen rumlaufen lassen. Und wenn ich da was sehe, was schlecht ist für's Kind, dann melde ich das natürlich auch dem Jugendamt."
Lena Teskes Blog "Das Herz in der Hand"
Menschen mit Herzfehler will Lena Teske Mut machen. Während der Coronakrise ist sie besonders gefährdet. Ihr Blog lohnt sich auch für Menschen, die gesund sind. Es sind sehr persönliche Eindrücke, die Lena ihren Lesern mitteilt.
"Ich habe tatsächlich schon oft darüber nachgedacht einen Blog zu erstellen. Ich möchte gerne damit meine Geschichte erzählen. Ich habe schon seit meiner Geburt an einen sehr komplexen und mehrfach operierten Herzfehler. Durch dieser Krankheit hatte ich viele Rückschläge und Hindernisse zu meistern.
Ich weiß selber, dass ich schon sehr viel geschafft habe und immer um meine Gesundheit gekämpft habe. Mit diesem Blog möchte ich gerne anderen Menschen Mut machen und sogar vielleicht anderen jungen Erwachsenen mit einem angeborenen Herzfehler zeigen, dass sich jeder Kampf lohnt."